Märchenwald
Nach einer sehr erholsamen Nacht starten wir voller Tatendrang in den Tag. Denn heute stand (endlich) mal wieder eine Wanderung auf dem Programm.
Klopf, klopf
Neugierig inspizierten wir nach dem Aufstehen erstmal unsere Unterkunft, da wir sie bei Tageslicht ja noch nicht gesehen hatte. Danach stärkten wir uns mit einem leckeren Frühstück, packten unseren Rucksack für die Wanderung und zogen uns unsere Wanderklamotten über. Eine Route hatte wir uns auch schon rausgesucht, mit nicht ganz 13 km auf leicht begehbaren Wegen. Wir wollten gerade los, da klopfte es an der Haustür.
Hi! I’m Ken! – so begrüßte uns unser Gastgeber. Ken (gesprochen Kjänn), den wir uns als sportlich-aktiven mit-vierziger vorgestellt hatten war mit 76 dann doch schon ein kleines bisschen älter. Er hatte sich kürzlich ein kleines süßes Boot gekauft, welches neben unserer Unterkunft parkte und das wollte er nun zum Yachthafen bringen.
Nach einem kurzen Plausch fragte er kurzerhand, ob wir mitkommen wollen sein Boot an den See zu bringen. Es dauert nicht lange, vielleicht eine halbe Stunde. – sagte er. “Und dann zeige ich euch unterwegs ein bisschen die Gegend.” Wir überlegten nicht lange und stiegen dann zu ihm ins Auto. Wenn man schon von einem Einheimischen so ein Angebot bekommt, sagt man ja nicht nein 😉 Außerdem machte Ken einen so netten Eindruck, dass wir ihm das nicht abschlagen wollten.
Entschlüsselung
Auf dem Weg zum See erzählte er ein wenig von sich und von der Ortschaft. Am Yachthafen angekommen musste das Boot in ein abgesperrtes Areal, wofür man durch eine Schranke muss. Ken hatte als Bootsvereins-Mitglied natürlich einen Schlüssel und bekam die Schranke auch auf – nur den Schlüssel nicht wieder raus 🙈 Hilfe. Könnte ihr mir mal helfen? – Ken war erst einen Tag zuvor in den Yacht-Club eingetreten und wusste noch nicht wie das Vorhängeschloss an der Zufahrt funktioniert. Also versuchten wir mit vereinten Kräften die Logik des Schlosses zu “entschlüsseln”. Spätestens da hatten wir ihn schon voll ins Herz geschlossen 🥹
These Boots are made for walking
Als das Boot geparkt war, fuhren wir durch die “Einkaufsmeile” (ca. 5 Läden) und Laura fragte, ob es hier irgendwelche Outdoor Läden gibt. Wir wollten nämlich noch nach Wanderschuhen für sie gucken, die mit mehr Profil und wasserdicht besser für unsere geplanten Wanderungen geeignet sind, als ihre Sport-Sneaker. Ken fuhr mit uns zu einem Jadg- und Angelshop und wir steuerten dort auf die ca. 6 Paar Wanderstiefel (Ken als leidenschaftlicher Angler in die andere Ecke des Ladens 😁) zu, die sie zur Auswahl hatten. Nach ein bisschen Hin und Her wurden wir tatsächlich fündig und entschieden uns für ein Paar Italienischer Wanderschuhe^^ - what else 🇮🇹 💁🏻♀️.
Auf dem Weg zurück tauschten wir uns noch über unsere Wanderpläne aus. Ken hatte natürlich viele Ideen und erklärte uns, von wo aus wir gut starten könnten. Da er “sowieso den ganzen Tag Zeit” hatte 😁, fuhr er uns einfach direkt kurz zu dem Ausgangspunkt, um uns den genauen Ort zu zeigen. Danach setzte er uns wieder an der Unterkunft ab und wünschte uns viel Erfolg.
On-Track
Wir waren ein bisschen hin- und hergerissen ob wir Ken’s Wanderrouten folgen oder bei unserer selbst ausgesuchten bleiben sollten. Hm… ach was soll’s wann kriegt man schon mal solche Insidertipps! Die Route, ein Stück den Kepler Track entlang, war mit 9,6 km (plus 9,6 km Rückweg😅) zwar um einiges länger als unsere ursprüngliche Strecke, aber “falls wir keine Lust mehr haben, oder erschöpft sind, können wir ja vorher umkehren”.
Und so ging es für uns dann auf dem Kepler Track Richtung Süden immer am Waiau River entlang bis zu einer Hängebrücke, wo sich der Weg weiter verzweigte.
Märchenstunde
Wir mussten gar nicht lange laufen, da zog uns schon die märchenhafte Aura ganz in ihren Bann.
Die Moosüberzogenen Hänge mit knallroten Fliegenpilzen 🍄 wirkten wie aus einem Märchenfilm, und wir warteten förmlich nur darauf Zwergen und Feen zu begegnen 🧌🧚♀️
Es waren zwar keine Fabelwesen zu sehen, aber immerhin diverse Vögel.
Die Wege sind wirklich ausgezeichnet begehbar und wunderschön angelegt.
Wer den Kepler Track komplett ablaufen will, benötigt dafür 3-4 Tage. Die 60 km sollen alles an Naturerlebnissen vereinen, die der Fiordland Nationalpark zu bieten hat – Berge, einheimische Wälder, Wasserfälle und Gletschertäler!
Die größte Schwiergkeit für uns war eigentlich nur, nicht zu viele Foto Stopps einzulegen, da wir noch im hellen nach Hause kommen wollten 😄. (Im Doubtful Sound hatten wir fast 500 Bilder geknipst 🙉)
Eindrucksvoll
Die Strecke war sehr abwechslungsreich! Alle paar Kilometer wandelte sich das Bild von einem auf den anderen Moment und man war plötzlich nicht mehr in einem Regenwald, sondern in einer Heidelandschaft, und kurze Zeit später dann in einem Waldstück, das man so auch in Europa finden könnten.
Es gab nur wenige Steigungen auf der Strecke – wie hier.
Dann wieder Regenwald, der über und über mit dem schönen Silberfarn bewachsen ist. Wir haben wirklich Gefallen an dieser Pflanze gefunden, so, dass wir uns aktuell überlegen, uns zuhause nicht einen als Andenken in die Wohnung zu stellen ^^. Kann man die bei uns kaufen? 🤔
Sehr auffällig war, dass der Wald lebt und sich ständig selbst regeneriert. Laura kommt immer mit dem Begriff “Kadaververjüngung” (hat sie damals im Studium gelernt 😂🤨). Umgestürzte Bäumen sind mit Moos überzogen und fungieren als Nährboden für neue Pflanzen und Pilze.
Wenn ein umgestürzter Baum den Weg versperrt wird nur das Stück abgesägt, welches auf dem Weg liegt, der Rest wird der Natur überlassen.
Hängepartie
Nach knapp 10 Kilometern war das Ziel dann in Sicht, die Hängebrücke am Rainbow Reach.
Auf der anderen Seite machten wir kurz Pause und uns über unsere Brote und Proviant her. Kraft tanken für die 10 km zurück… was hatten wir uns nur dabei gedacht? 😵💫
Allein auf weiter Flur
Auf dem gesamten Rückweg sind wir bis einen Kilometer vor dem Ziel tatsächlich nicht einer Menschenseele begegnet!
Und auf dem letzten Stück waren es auch nur ein Angler und ein Jogger die uns über den Weg gelaufen sind.
Das Wetter zeigte sich auch heute wieder von der besten Seite. Immer wieder kam die Sonne raus und die Temperatur waren mit ca. 15 Grad auch perfekt zum wandern.
Den Weg zurück haben wir, dank reduzierter Stopps und forschen Schrittes, um einiges schneller absolviert als den Hinweg. Am Ende hatten wir die 20 km in ca 4:45h zurückgelegt und waren k.o. aber glücklich.
Sternenklar
Da der Himmel in dieser Nacht nahezu wolkenfrei war, nutzte Matthias die Gelegenheit und fuhr nochmal zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung, um vielleicht ja ein paar gute “Sternenbilder” einzufangen.
So viele Sterne mit bloßen Augen sehen zu können ist wahrlich unbeschreiblich, man muss es wirklich mit eigenen Augen gesehen haben.
Da das Land so gering besiedelt ist und es dadurch so wenig Lichtverschmutzung gibt, kann man selbst mit dem Handy beeindruckende Fotos vom Nachthimmel schießen.
Träumt schön! ✨