Hi there, hello!

Unser Neuseeland Reisetagebuch.

Upgrade

Nach zwei Nächten ging es heute bereits weiter, mit unserem neuen fahrenden Untersatz, zu unserem einzigen “One-Night-Stand” 😉 nach Whanganui.

Langes Warten am großen Hafen

Whanganui

Die Bedeutung des Namens Whanganui kann entweder mit whanga für Hafen und nui für groß, oder mit whanga für warten und nui für lang übersetzt werden. Letztere wird einem Stammesführer der Ngāti Ruanui zugeschrieben, der nach einer langen Reise an dem Fluss lange auf ein Kanu gewartet haben soll. Der Fluss bekam so den Namen Whanganui.

Die Stadt befindet sich direkt an der Mündung des Whanganui Rivers (mit 290 km der längste Fluss Neuseelands) in die Tasmansee. Hier leben etwas weniger als 40.000 Einwohner. In der Umgebung sind die Böden sehr fruchtbar, sodass dort viel Landwirtschaft betrieben wird.

Running late

Heute schafften wir es früher zum Frühstück. Die zweite Nacht war tatsächlich viel angenehmer nachdem wir nun wussten, wie wir den Raum besser kühlen konnten. Mit ein bisschen Verspätung checkten wir um kurz nach 10 Uhr aus, und ließen uns von Melody ein Taxi rufen 🚖

Als wir draußen am Hintereingang auf das Taxi warteten, hörte man eine Blaskapelle spielen, die am Vordereingang des Hotels aufgestellt war. Laura’s Gehör für die Lieder nach, waren das wahrscheinlich Kirchenlieder – war ja Sonntag! ⛪️

Hinteraus- bzw. -eingang des Naumi Studio Hotels

Der nicht gerade redselige Taxifahrer brachte uns stumm aber flott zum Mini-Mietwagen-Schalter beim Fährterminal (eigentlich nur ein umfunktionierter Schiffscontainer).

Unerwartet

Wir hielten einen kleinen netten Plausch mit der Europcar Angestellten. Laura fragte, ob sie schon sagen könne, welches Auto wir bekommen würden und dass wir hofften, dass es nicht wieder ein KIA wird, da wir den nicht gerade ins Herz geschlossen hatten. “Wir haben hier nur Kia” 🫤
Wir witzelten während der weiteren Abwicklung noch ein bisschen darüber, dass wir vermutlich einfach nur zu viel Gepäck auf die Reise mitgenommen hatten und wir mit dem neuen Auto dann mal schauen müssen, dass wir alles gut verstaut bekommen. Da blickte sie konzentriert an uns vorbei aus dem Fenster und meinte: “Wenn ihr wollt, könnt ihr auch das Auto da gegenüber nehmen”. Ungläubig schauten wir auf den Parkplatz, wo 2 große Ford Pick-ups standen. “Ähm… ja, schon… aber wir können nichts an dem Mietvertrag ändern, weil das über das Reisebüro lief.”“Kein Problem, das kostet nichts extra. Das ist auch ein Diesel, da ist der Sprit auch günstiger” 🥹 Wir waren sprachlos – damit hätten wir jetzt echt nicht gerechnet und mit unseren Kommentaren hatten wir darauf auch eigentlich nicht abgezielt. Wir überlegten nicht lange und machten uns gegen 11 Uhr mit unserem neuen Gefährt auf den Weg.

StrahleMANN darf mal einen Truck fahren

unendliche Weiten

Wir nahmen die Küstenstraße durch Porirua, da dies die einzige Gelegenheit auf der Fahrt darstellte, das Meer zu sehen.

Se Kohstl Hai Weh

Gegen 12 Uhr knurrte uns bereits wieder der Magen und so ergaben wir uns den Verlockungen der schnellen Küche einer royalen Kulinarik Größe 🍔🤴🏻😂

Wir ließen Wellington immer weiter hinter uns und nach dem Küstenabschnitt wurde die Landschaft immer weiterläufiger und wir konnten unsere Blicke so weit in die Ferne schweifen lassen wie lange nicht, nach den kurvigen Straßen der felsigen Südinsel.

Die Fahrt hätte nicht angenehmer sein können in dem nagelneuen(!) Ford Ranger Pick-up. So ein bisschen nagte ja schon das schlechte Gewissen an uns, weil das Auto echt riesig ist und zum Thema Diesel ist ja auch genug Negatives bekannt. Das ist dann halt einfach unser Urlaubs-guilty pleasure (Vergnügen mit Gewissensbissen) 🙈

Beachview

Auf halber Strecke legten wir gegen 13 Uhr eine kleine Pause am Foxton Beach ein. Der Strand war gut besucht, es gab genug Badewillige, die sich bei 15 Grad in die Fluten des flachen Ufers stürzten.

Strandzugang

Es wirkte hier ein bisschen wie in Baywatch, da breite Quads an uns vorbei pesten und weiter hinten die Leute ihr Auto direkt auf dem Strand parkten.

Sand im Getriebe

Ziel im Visier

Kurz vor 14 Uhr waren wir dann nicht mehr weit von Whanganui entfernt. Die Landschaft hatte sich zum X-ten mal gewandelt – zwischendurch hätten wir auch in Bayern unterwegs sein können, oder in Österreich, oder auch mal in Irland …

Das Bild könnte so auch in einem Autoprospekt verwendet werden

Make Yourself at home

Info Vorweg: Der Aufenthalt bei Andrew und Penny war von der Gastfreundschaft her der herzlichste und wärmste, den wir je erlebt haben, nicht nur in Neuseeland! Deswegen fällt es uns besonders, schwer diese Zeilen hier zu schreiben, da wir unbedingt alles so einfangen wollen, wie wir es empfunden und wie wir die Beiden erlebt haben. Auch eine richtige Abgrenzung zum Bericht über die Unterkunft ist nicht so einfach, da die Beiden zur Unterkunft gehören bzw. man nicht über die Unterkunft schreiben kann ohne sie zu erwähnen.

Gegen 15 Uhr wurden wir am Tor zur Einfahrt schon bellend und schwanzwedelnd gegrüßt. Rocko und Alfie machten dann auch Penny und Andrew auf uns aufmerksam. Wir konnten die Auffahrt runter fahren und direkt vorm Haus parken.

Diese 3 Hektar Land sind etwas ganz Besonderes und wir trauten unseren Augen kaum. Es sah aus wie ein professionell angelegter Park und nicht wie ein “normales” Grundstück 😍
Andrew, Anfang 60 und von beeindruckender Statur, kümmert sich hauptsächlich um die Betreuung und Bewirtung der Gäste. Er hatte vor ein paar Jahren einen Unfall, woraufhin bei ihm durch ein MRT (glücklicherweise) ein Aneurysma im Kopf entdeckt wurde. Ohne den Unfall wäre er heute vermutlich nicht mehr am Leben.

Er zeigte uns unser Zimmer und Badezimmer und erklärte uns, dass wir uns wirklich wie zuhause fühlen sollen. Die Beiden betonten währen unseres (leider zu) kurzen Aufenthaltes auch mehrmals, dass es ihr größtes Anliegen ist, dass sich ihre Gäste genauso verhalten und fühlen können, wie zuhause. Daher ist man auch eingeladen, deren Küche zu nutzen oder jederzeit an den Kühlschrank zu gehen und sich zu versorgen.

Da das Shurinji ein B&B ist, fragte Andrew uns dann noch genau aus, was wir zum Frühstück haben wollten. Er notierte sich alles, getrennt für jeden Einzelnen von uns, auf einem kleinen Zettel. Sehr gewissenhaft und wirklich süß 🥰
Andrew und Penny sowie eine der beiden Töchter ernähren sich vegetarisch, die andere sogar vegan. Daher war es für Andrew überhaupt keine Schwierigkeit und gefühlt eher eine willkommene Gelegenheit, uns ein veganes Frühstück zusammen zu stellen. Wir waren schon sehr gespannt darauf, was wir serviert bekommen würden! 😋

Da unser neues Auto mehr als genug Platz für die Koffer hatte, und wir nur eine Nacht blieben, schnappten wir nur das Nötigste und inspizierten unser Zimmer.

Geschichtsstunden

Das Zimmer ging direkt von der Wohnküche ab und hatte einen ebenso schönen Blick nach draußen. Mit unserer “Schreibmaschine” setzten wir uns aber an den Esstisch im Wohnraum, um die letzten Artikel zu finalisieren. Es dauert nicht lange bis wir mit Andrew ins Gespräch kamen und er uns ein bisschen was zur Geschichte Whanganuis erzählte.

Wir fragten ihn auch nach Tipps zu einem kleinen Wanderweg oder Ähnlichem, da wir uns gern noch ein bisschen bewegen wollten. Ehe wir uns versahen, befanden wir uns schon im Auto und fuhren Andrew hinterher in die Stadt 😄 Im Moutoa Gardens Park ließen wir uns von ihm diverse Geschichten zu den Kriegsdenkmälern und zur Geschichte der Stadt und der Māori (er sprach es “Marry” aus) erzählen.

Whanganui Māori War Memorial

Er navigierte uns dann noch durch die kleine beschauliche und ausgestorben wirkende Innenstadt. Sonntags sind zu der Zeit hier schon die Bordsteine hoch geklappt 🙃

Sind wir in Kuba?

A walk in the Park

Andrew leitete uns noch bis zum Virginia Lake, wo er sich dann verabschiedete und uns auf einen Rundgang um den See schickte. Laut ihm war es ein netter Spaziergang für eine gute Stunde. Der kleine Stadtpark ist wirklich schön angelegt, wir waren allerdings in etwas mehr als 30 Minuten auch schon rum 😁

Sicher, dass das nicht Mittelamerika ist?

Auf dem Weg trafen wir auf ziemlich viele watschelnde “Einheimische” 🦆 die sich sicherlich über den ein oder anderen Krümel gefreut hätten, nur leider hatten wir nichts dabei.

Reeeeeechts um!

Entlang des Parks trafen wir auf viel mehr gefiederte Kerlchen als auf Menschen.

Entenhausen

Im Park gibt es auch einen kleinen botanischen Wintergarten der von einer(!) alten Dame gepflegt wird.

Tropenhaus

Wie gesagt hatten wir uns eigentlich etwas Aktiveres vorgestellt als einen Stadtpark-Spaziergang… aber um ehrlich zu sein waren wir dann doch etwas erschöpft von der Fahrt und letztlich mehr als fein damit 😮‍💨

Garten Eden

Gegen 17 Uhr waren wir dann auch schon wieder zurück in der Unterkunft. Da die Sonne in ca. 30 Minuten unterging, fragten wir Penny, ob sie uns noch eine kleine Tour durch ihren Garten geben würde? Wir schlüpften alle in Gummistiefel und gingen zusammen mit Alfie auf Erkundungstour.

Penny ist studierte Biologin, und das sieht man dem Garten an. Auf den 3 Hektar Land hat sie in den letzten 6 Jahren mehr als 3.500 Pflanzen eigenhändig gepflanzt. Wir sind aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen! 😧 Jede Ecke erzählt eine eigene Geschichte und der ganze Garten ist thematisch gegliedert. Es gibt zum Beispiel einen japanischen Teil mit Kirschblütenbäumen, einen Rosengarten mit sehr seltenen Arten, einen Beerengarten, eine Weinallee und einen “Romantik-Bereich” in dem alles mit Bezug zur Liebe arrangiert ist. Hier werden auch freie Trauungen veranstaltet!

So viel zu sehen und keine Zeit für Fotos

Penny stellt ihren wunderschönen Garten für verschiedenste Begebenheiten zur Verfügung. Außerdem hat sie 3 große Protea-Sträucher, dessen Blüten sie verkauft. Eine wertvolle Rarität.

Die Protea blüht

Penny marschierte recht flott voraus und wir dachten erst, dass sie keine große Lust hatte uns alles zu zeigen. Wir merkten aber schnell, dass sie uns einfach nur alles zeigen wollte, bevor die Sonne unterging. Und da es SO VIEL zu sehen gab, haben wir für die Tour durch den Garten fast eine halbe Stunde gebraucht!

Der Mond sagt gute Nacht

Ein weiteres Highlight zum Schluss waren ihre Hühner, die sich schon zur Nachtruhe im Baum über unseren Köpfen zusammen gekuschelt hatten 😀

Im Baum sind die Hühner vor Räubern sicherer als im Stall

What’s for dinner?

Nach der Tour durch den Garten dauerte es nicht lange bis uns Andrew fragte, wie denn unsere Dinner-Pläne aussehen. Außer der Paprika und den Bohnen hatten wir nichts und wollten uns daraus einfach nur einen Salat machen. Prompt stand er neben uns und reichte uns 3 “Hello Fresh” Rezepte. Als Inspiration, dachten wir. Aber er meinte dann, dass die Packungen für 2 Personen gedacht sind und er sowieso zu viele bestellt hatte. Wir sollten uns also einfach eines aussuchen, das wir für uns kochen wollen. Und mal wieder waren wir vollkommen überwältig von der Gastfreundschaft! 🥹

Das Essen, ein Kürbis-Linsen Curry, war wirklich lecker und noch bevor wir aufgegessen hatten, verabschiedete sich Andrew gegen 20 Uhr ins Bett. Wir hielten dann noch einen Plausch mit Penny und sie erzählte uns ein bisschen mehr über die Beiden, während sie auch noch den Abwasch für uns erledigte 😅

Überwältigt von den Eindrücken des Tages zogen wir uns später in das Gästezimmer zurück, tippten unsere letzten Artikel zu Ende und schliefen dann schnell ein.

Hier war es wirklich ganz anders als bei all unseren anderen Stopps – und ganz besonders. Es fühlte sich nichtmal wie ein Besuch bei Freunden, sondern schon eher wie ein Besuch bei der Familie an. Diese selbstlose und unglaublich herzliche Art der Beiden hat uns sehr berührt 💕